Geschichte


Zu Lissendorf gibt’s in der Zwischenzeit diverse Literatur und Artikel in Heimatjahrbüchern oder anderen Veröffentlichungen.

Die wesentlichsten sind:

(Zu der letztgenannten Veröffentlichung möchte ich jedoch eine Anmerkung machen: Diese enthält Aussagen über Ursachen des ersten und zweiten Weltkrieges, von denen ich mich distanziere.)

Veröffentlichungen im Heimatjahrbuch Kreis Daun online:

Das fränkische Gräberfeld v. Lothar Schun

Das Reichskammergericht zu Wetzlar v . Lothar Schun

Weitere Informationen zur Geschichte auch in der Kulturdatenbank der Region Trier

Weitere Artikel im Heimatjahrbuch Daun durch Volltextsuche finden: http://www.jahrbuch-daun.de

Dies ist das Wappen der Ortsgemeinde Lissendorf.

Es ist durch mehrere Siegelabdrücke von Mitgliedern der Familie "von Lissendorf" überliefert; nicht jedoch die Farben, diese wurden frei gewählt.

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Geschichte weisst du noch?
Lissendorfer Burg
Kirche und Pfarrei
Hexenprozesse
Schulwesen

 

Weißt du noch oder wußten Sie schon?

Hier sollen einzelne Punkte als Erinnerung oder zur Auffrischung kurz und stichwortartig unser Gedächtnis beleben. Diese beruhen zumeist auf meinem eigenen Gedächtnis und stammen demzufolge aus den 50er und 60er Jahren, Ergänzungen sind aber willkommen!

Weißt du noch

zu diesem Gebiet gehören auch Sprüche und Bezeichnungen aus dem Eifeler bzw. Lissendorfer Dialekt. Auch wenn es zum Teil schwierig ist, diese in der normalen Schrift wiederzugeben, soll es versucht werden, damit sie nicht ganz verloren gehen:

Mitschen Essensbehälter, meist zum Aufwärmen des Mittagessens auf der Arbeit
Schaaf (langgezogenes A) Schrank,
Schaf, Kappesschaf Krauthobel
Tohpert Tollpatsch
Taart Hefekuchen
Schreef Mist- oder Heugabel
Kaascht Hacke
Labbes Gauner
Aska möt Schohnähl Erziehungsmittel, angedrohte Schläge, Herkunft und Bedeutung ?
Du kanns mir d'r Mai piefe Du kannst mich mal
Du kanns mir d`r Heu blose, oder: den .. Huwwel o. Hobel, Bedeutung: ebenso du kannst mich mal

 

 

Geschichte:

Die nachfolgende Darstellung ist im wesentlich der Veröffentlichung "Unser Dorf und seine Geschichte" entnommen:

Wann der Mensch die Gemarkung Lissendorf erstmals betreten hat, liegt naturgemäß im Dunkel der Geschichte. Es muß aber schon sehr früh gewesen sein. Davon zeugen u. a. ein mittelsteinzeitlicher Fund (ca. 8.300 bis 4.300 v. Chr.) in Birgel und die Herstellung von Reibsteinen während der Eisenzeit am Vulkan "Ruderbüsch"; also Funde in unmittelbarer Nähe der Gemeinde und deren Gemarkung. Eine kontinuierliche Besiedlung des Lissendorfer Raumes läßt sich jedoch erst mit Beginn der römischen Herrschaft über die Eifel nachweisen.
Es war vor allem die bedeutende Heerstrasse von Trier über Bitburg, Oos, Jünkerath und Marmagen nach Köln, die das Gebiet des heutigen Lissendorf berührte und - unterstützt durch zahlreiche Nebenstrassen - die Besiedlung des Raumes begünstigte. Grabfunde, die auf das erste bis zweite Jahrhundert datieren, der Nachweis einer römischen Höhenbefestigung oder eines Signalpostens auf dem Burgberg und einer römischen Villa in Birgel sind Zeugen dieser Epoche.
Mit dem erzwungenen Abzug der Römer im 5. Jahrhundert war der Boden bereitet für die fränkische Landnahme, die im sechsten bis siebten Jahrhundert zur Gründung und Namensgebung des Ortes führte.

Als Beweise hierfür lassen sich aufführen:

  1. ein fränkisches Gräberfeld aus dem sechsten bis siebten Jahrhundert
  2. die Erkenntnisse der Ortsnamenforschung über die Endung "dorf"
  3. das Patronat des St. Dionysius, der neben St. Martin und St. Remigius ein beliebter Patron der Franken war, und
  4. die landwirtschaftlich gut nutzbare Lage und die Vorliebe der Franken für solche Flächen - insbesondere der Eifeler Kalkmulden.

Die erste urkundliche Erwähnung verdankt Lissendorf - wie viele andere Orte der Eifel - dem "Prümer Urbar", einem Besitzverzeichnis der Abtei Prüm aus dem Jahre 893, welches uns durch eine Abschrift aus dem Jahre 1222 überliefert ist.
Hierin ist Lissendorf mehrfach in der Schreibweise "Lizendorpht" erwähnt. über die Pflichten der Lissendorfer Bürger berichtet das Urbar:

"Alle von Rommersheim, Wallersheim, ... Lissendorf schneiden Heu, sammeln und fahren es ein, ausgenommen die von Sarresdorf und Lissendorf. Diese schneiden und sammeln es, aber fahren es nicht ein."

Die nächsten urkundlichen Erwähnungen in Bezug auf Besitzverhältnisse sind:

Im Jahre 1794 siegt der französische Obergeneral Jourdan bei Fleurus in Belgien über die Österreicher und die Revolutionstruppen rücken in die Eifel ein.

Gräfin Augusta von Sternberg-Manderscheid flüchtet nach Böhmen. Damit war die jahrhundertelange Herrschaft der Linien Blankenheim-Manderscheid-Gerolsteiner Grafen über Lissendorf beendet.

Lissendorf kam zum Departement de la Sarre mit Sitz in Trier und zum Arrondissement Prüm und wurde gleich zweifach Verwaltungssitz: Kanton Lissendorf und Mairie Lissendorf. Der Kanton Lissendorf bestand aus den Mairien Kerpen, Lissendorf, Stadtkyll und Wiesbaum (die späteren Amtsbürgermeistereien).

Die Mairie Lissendorf wiederum bestand aus den Orten Lissendorf, Birgel, Duppach, Gönnersdorf, Basberg, Oberbettingen, Feusdorf und Glaadt.

Im Jahre 1809 kam es vereinzelt zu Unruhen, als Männer für Napoleons Armee gemustert werden sollten. Einer der Orte, in denen Widerstand geleistet wurde, war Lissendorf.

Mindestens 30 Männer versammelten sich an der Kapelle, bewaffneten sich mit Stöcken und widersetzten sich der Losziehung.

Die französische Regierung griff hart durch und ließ die Männer verhaften, darunter 7 aus Lissendorf. Einer von ihnen, Mathias Mayer - angeblich Urheber der Unruhen - wurde zum Tode verurteilt und am 23.01.1810 um 10 Uhr morgens in Prüm erschossen. Mit ihm ließen 4 andere Männer ihr Leben.

Nach den Niederlagen von Leipzig (1813) und Waterloo (1815) musste sich Napoleon zurückziehen.

Lissendorf gehörte zunächst zum General-Gouvernement des Mittelrheins, nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses dann zu Preußen. Aus der Mairie Lissendorf wurde die Bürgermeisterei Lissendorf, die zum Kreise Daun gehörte.

Nach Auflösung der Bürgermeisterei Wiesbaum gehörten 1841 die Orte Auel, Basberg, Birgel, Esch, Feusdorf, Glaadt, Gönnersdorf und Schüller zur Bürgermeisterei Lissendorf. Dabei gab es ein Kuriosom: Schüller gehörte auch weiterhin zum Kreis Prüm, so dass die Kreisgrenze zwischen den Kreisen Prüm und Daun in der Bürgermeisterei Lissendorf strittig blieb.

1843 wird Lissendorf wie folgt beschrieben:

Im Jahre 1870 nahm die Rheinische Eisenbahngesellschaft den Betrieb auf der Strecke Sötenich-Jünkerath-Lissendorf-Gerolstein auf.

1871 wird das Bürgermeisteramt nach Birgel verlegt und führt danach die Bezeichnung "Bürgermeistere Lissendorf in Birgel" bzw. später "Amt Lissendorf in Birgel".

1912 wurde die Bahnstrecke Jünkerath-Lissendorf-Dümpelfeld dem Verkehr übergeben. Damit war die Strecke zwischen Jünkerath und Lissendorf viergleisig. Dem Bau der Bahnstrecke mussten 2 Häuser und das erste Bahnhofsgebäude weichen. Der Fußweg über die Gleise wurde durch eine Unterführung und eine Brücke ersetzt.

Bei der Verwaltungsreform in den 70er Jahren wurden die Bürgermeistereien Stadtkyll und Lissendorf in Birgel aufgelöst und gingen in der neuen Verbandsgemeinde "Obere Kyll" mit Verwaltungssitz in Jünkerath auf.

Nachfolgend sollen einzelne Kapitel aus der Geschichte Lissendorfs etwas näher beleuchtet werden, wobei ich im wesentlichen wieder auf Texte meiner Veröffentlichung "Lissendorf - Unser Dorf und seine Geschichte" zurückgreife.

Lissendorfer Burg

Um direkt mit einer verbreiteten Annahme aufzuräumen: Der Burgberg war nicht der Ort der Lissendorfer Burg. Er mag zwar eine römische Höhenbefestigung (vielleicht auch nur einen Beobachtungs- oder Signalposten) gehabt haben, die Lissendorfer Burg war jedoch nicht allzu weit weg von der Kirche im Ort zu finden. Ungefähr an der Stelle des heutigen Hotels Friesenschenke wurden bereits mehrfach bei Bauarbeiten Fundamente entdeckt. Wie haben wir uns die Lissendorfer Burg vorzustellen? Sicherlich nicht als Höhenburg mit hohen Mauern, Türmen und umfangreichen Befestigungsanlagen, sondern eher als sogenannte Turmburg.

Als Schutz vor Normanneneinfällen entstanden Anfang des 10. Jahrhunderts bei wichtigen Höfen Turmburgen, indem man einen Hügel errichtete, auf dem ein Turm oder andere Gebäude standen und der von einem oder mehreren Gräben umzogen war. Im Hochmittelalter wurden solche Burgen häufig zu stark befestigten, sogenannten Niederungsburgen (Wasserburgen) umgebaut. Solche Burgen entstanden auch in Welschbillig, Wolsfeld, Schleidweiler und Klüsserath.

1687 befindet sich die Burg im Besitz des Herrn Johann Georg von Schellart. In einem Lagerbuch aus dieser Zeit heißt es: "Burgplatzh, worauf die Burgh stehet mit allem Gebeuw undt Hoffplatzen." Um 1780 scheint die Burg schon verfallen zu sein, denn nach einer Mitteilung der Schulchronik wird nur noch der Keller von einer jüdischen Familie bewohnt.

Beim Einmarsch der Franzosen, welche die Ruine später versteigerten, befand sie sich im Besitz der Grafen von Manderscheid-Blankenheim.

Das Burghaus soll 30 x 12 Schritt groß gewesen sein. Während noch im 19. Jahrhundert Trümmer auf der Burgwiese die Erinnerung an dieses Bauwerk aufrecht erhielten, war es zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch eine kreisförmige Erhebung, welche beim Bau der "Neuen Straße" (heute Burgstraße) zerstört wurde.

Hexenprozesse

Die Zeit des Hexenwahns dürfte wohl für Lissendorf das dunkelste und erschütterndste Kapitel der Vergangenheit sein. Es scheint, als ob der Wahn gerade hier besonders schlimm gewütet hat, denn es sind 30 Opfer bekannt, wobei die wirkliche Zahl vielleicht noch höher liegen wird.

Eine erschreckende Zahl wenn man bedenkt, dass 1651 nur 25 Familien gezählt wurden.

Die Zeit der Hexenprozesse begann in der Eifel um 1580 und dauerte bis 1650. Der Höhepunkt war während des dreißigjährigen Krieges. Angeheizt wurde der Wahn noch durch das Buch "Der Hexenhammer", welches bis 1669 bereits 29 Auflagen hatte.

Einer der gefürchtetsten Hexenverfolger war Dr. jur. Johannes Möden. Er führte u. a. 1627 Prozesse in Blankenheim, 1628 in Gerolstein und 1629 und 1630 vor dem Hochgericht Esch am Burghaus in Jünkerath. Insgesamt ist er für ca. 200 Hinrichtungen in unserer Heimat verantwortlich.

Die namentlich bekannten Opfer aus Lissendorf sind:

Feyen Threin (Katharina) 1582 in Gerolstein lebendig verbrannt
Roidts Nieth (Annette) 1582 lebendig verbrannt
Stoffels Anna 1593 in Stadtkyll verbrannt
Stoffels Theis (Mathias) 1593 in Stadtkyll verbrannt
Stoffels Zey (Luzia) 1593 in Stadtkyll verbrannt
Hupprichts Bärbel 1593 in Stadtkyll verbrannt
Arndts Bert 18.01.1629 in Gerolstein verbrannt
Carls Kathrein 18.01.1629 in Gerolstein verbrannt
Baltes Gried 22.01.1629 in Gerolstein verbrannt
Mönicken Else 27.01.1629 in Gerolstein verbrannt
Methlen Maria 27.01.1629 in Gerolstein verbrannt
Mecken Margarete 08.02.1629 in Gerolstein verbrannt
Simons Gierdgen 08.02.1629 in Gerolstein verbrannt
Simons Theis 08.02.1629 in Gerolstein verbrannt
Schmidts Merg (Margarete) Februar 1629 in Gerolstein verbrannt
Meyers Nieth 06.04.1629 in Gerolstein verbrannt
Schmidts Else 26.05.1629 in Gerolstein verbrannt
Theiß Gried 12.06.1629 in Gerolstein verbrannt
Hupprichts Nieth 05.09.1629 in Gerolstein verbrannt
Hupprichts Veigden November 1629 in Gerolstein verbrannt
Buschs Nieth 16.11.1629 in Gerolstein verbrannt
Feien Barbara 1633 in Stadtkyll verbrannt
Meyers Threin 27.10.1633 in Stadtkyll verbrannt
Fritzen Else 27.10.1633 in Stadtkyll verbrannt
Scheffersen Hermann 27.10.1633 in Stadtkyll verbrannt
Lambrechts Ewert hingerichtet 1629
Roß Johann hingerichtet 1629
Cloß Merg hingerichtet 1629
Thuren Lehn hingerichtet vor 1629
Schugs Merg hingerichtet vor 1629

(mehr Informationen dazu in dem noch erhältlichen Buch "Unser Dorf und seine Geschichte")

Kirche und Pfarrei

Die umfangreichsten Quellen stehen erfahrungsgemäß für das religiöse Leben zur Verfügung. Zum einen, weil die Pfarrer häufig die einzigsten waren, die lesen oder schreiben konnten, zum andern, weil die kirchlichen Besitzverhältnisse oft Urkunden forderten. Später kamen noch die Kirchenbücher hinzu.

So ist es auch kein Wunder, dass die erste urkundliche Erwähnung überhaupt in Verbindung mit dem Besitz der Abtei Prüm zusammenhängt.

Deshalb muß auch hier auf weiterführende Literatur verwiesen werden; eine komplette Darstellung würde den Rahmen (Speicherplatz) sprengen.

 

Schulwesen

Eine (etwas) ausführlichere Darstellung ist in "Lissendorf - Unser Dorf und seine Geschichte" zu finden; nachstehend sind deshalb die wichtigsten Daten chronologisch kurz dargestellt:

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